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Die Beantwortung dieser Frage fällt mir aktuell schwer. Aus mehreren Gründen. Zum einen hängt es davon ob, wann ich mir diese Frage stelle. Die meiste Zeit geht es mir gut. Sehr gut sogar. Wir haben uns daran gewöhnt, dass unsere Tochter nicht in den Kindergarten geht. Es ist ein neuer Rhythmus entstanden, der etwas langsamer ist als sonst. Das tut uns auf eine gewisse Weise allen gut. Natürlich bleibt vieles unerledigt, denn der Tag hat nur 24h und gleichzeitig arbeiten und Kind betreuen geht nur bedingt. Doch auch daran haben wir uns gewöhnt.

Dann gibt es aber diese Momente, wo ich Angst habe. Wenn ich an die vielen Menschen denke, die krank sind, auf Intensivstationen liegen und die noch krank werden. Manchmal kommt auch der Gedanke, dass jemand aus meiner Familie oder aus meinem Freundeskreis krank werden könnte. Dann ist die Angst noch größer. Meistens kann ich gut damit umgehen und schenke diesen Gedanken keine allzu große Beachtung. Aber die Angst war dennoch da. Und dann geht es mir schlecht.

Dann gibt es die anderen Momente, wo Gedanken kommen, dass es mir doch nicht so gut gehen darf, wenn woanders so ein Chaos herrscht. Dann kriecht das schlechte Gewissen in mir hoch und ich zweifle an mir, ob ich alles nicht doch zu locker nehme. Dass ich die Situation auch bei uns unterschätze und alles noch ganz schlimm werden wird. Auch diesen Gedanken schenke ich so wenig Beachtung wie möglich und trotzdem – es geht mir erstmal schlecht.

Das alles ist normal und menschlich. Menschen sind dafür gemacht, sich an extremste Situationen anpassen zu können. Sonst wären wir nicht in der Lage gewesen so unterschiedliche geografische Gebiete zu erschließen. Diese Anpassungsfähigkeit im Außen haben wir auch im Inneren. Unsere Psyche hat die gleiche Fähigkeit. Wenn ein Zustand lang genug anhält, dann wird er normal für uns. Wir finden Wege damit umzugehen. Das ist gesund. Das ist gelebte Resilienz.

Ebenso ist es völlig normal, dass wir uns schlecht fühlen, wenn wir angstmachende Gedanken haben. Oder schuldbehaftete. Wenn wir erkennen, dass es nicht hilfreich ist, diesen Gedanken zu folgen, dann schaden sie uns nicht. Sie dürfen kommen und gehen. Jetzt genau in diesem Moment kann ich mit allem umgehen, was sich mir präsentiert. Es macht überhaupt keinen Sinn, über eventuell eintreffende Ereignisse in der Zukunft nachzudenken. Denn falls diese überhaupt eintreffen, wird es in dem Moment völlig anders sein, als wir dachten. Und wir werden damit umgehen. In genau dem Moment. So gut wir es dann können.