Neulich war ich unterwegs und bin ein Ticken zu spät losgefahren und musste auch noch tanken. Das heißt, mein Zeitfenster was ich immer einplane für Eventualitäten war schon ziemlich ausgereizt. Normalerweise werde ich dann immer hektisch, aber an dem Tag war es irgendwie anders. Das fand ich spannend, denn ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn ich zu spät komme. Dann werde ich einfach so nervös und unruhig. Da ist diese enorme Anspannung in mir. An diesem Tag, warum auch immer, war sie nicht da.
Und dieses Fehlen hat mich ein bisschen zum Nachdenken motiviert. Was passiert da eigentlich? Was ist da los in mir? Und warum tue ich mir das eigentlich immer an, dass ich mich da selbst so nervös mache? Die Gedanken, die kamen fand ich sehr erhellend. Natürlich wusste ich schon vorher, dass ich keine Sekunde früher ankomme, wenn ich mich selbst stresse. An diesem Tag, habe ich es aber deutlich gesehen, dass mein Gemütszustand keinerlei Auswirkungen auf den Straßenverkehr hat. Egal ob ich mir ständig erzähle, dass ich zu spät komme und dass das jetzt alles ganz knapp wird und wie schlimm das alles ist. Die Autos vor mir fahren deswegen weder schneller noch langsamer. Das heißt, ob ich entspannt bin und gute Laune habe oder ob ich mich nervös mache macht eben nur einen Unterschied auf meinen Körper. Sonst nichts.
Ich glaube, so ein bisschen steckt dahinter, dass viele das Bedürfnis haben, gute Menschen sein zu wollen. Mir wurde eben beigebracht, dass pünktlich sein ein Ausdruck der Höflichkeit ist und des Respekts. Aber manchmal kann man einfach nichts dafür. Und warum soll ich mich dann in Stress versetzen, wenn ich es nicht beeinflussen kann?
Letztendlich stimmt es auch gar nicht, dass man dadurch ein guter oder schlechter Mensch wird. Auch wenn wir das glauben. Wir haben das so oft gehört, dass wir diese Gedanken jetzt nicht mehr sehen und nur dieses komische Gefühl in uns bleibt. Deswegen machen wir solche Dinge einfach. In diesem Bemühen, alles richtig zu machen, andere nicht zu enttäuschen. Wir wollen beeinflussen, was andere über uns denken und setzen uns damit unter Druck.
Bei manchen äußert sich das in Anspannung, wenn es zeitlich knapp wird. Zum Glück für mich habe ich es an diesem Tag gesehen und die Fahrt viel mehr genossen. Und das, obwohl mein Puffer aufgebraucht war. Tatsächlich bin ich sogar richtig zu spät gekommen bin, weil ich nämlich auch keinen Parkplatz gefunden habe. Es war einfach mal wieder so ein wunderbares Beispiel, dass es nicht von den Umständen abhängt, wie wir uns fühlen, sondern von dem, was in unserem Kopf vor sich geht.