Vielleicht geht es anderen wie mir. Als ich anfing zu meditieren und die ersten Einblicke hatte, dass ich nicht alles glauben brauche, was so in meinem Kopf passiert war ich total begeistert. Ich dachte „jetzt wird alles anders und besser“. Und das war so und ist auch immer noch so. Aber irgendwie dachte ich auch, dass alles auf einen Schlag „gut“ sein müsste. Und – das hat mich ganz oft zweifeln lassen – dass ich jetzt nicht mehr wütend, enttäuscht, frustriert usw. sein dürfte, weil ich doch verstehe wie es funktioniert.
Aber ich bin ein Mensch. Und inzwischen glaube ich, dass wir nicht dafür gemacht sind, dass wir immer sehen sollen, dass wir gerade in unsere Gedanken abgetaucht sind. Es ist wie im Kino. So ungefähr weiß jeder, wie Kinofilme gemacht werden und dass sie nicht real sind. Aber wenn wir im Kino sitzen dann fiebern, leiden, freuen wir uns mit den Figuren – weil das unterhaltend ist. Wir wollen das fühlen, sonst wäre der Film langweilig. Horrorfilme stehe ich zum Beispiel nur durch, wenn ich mir immer wieder erzähle, dass es nur ein Film ist. Das nimmt den ganzen aber einiges an Unterhaltungswert. Weswegen ich auch keine Horrorfilme mehr schaue. Das ist einfach nicht meins.
Im Leben ist es genauso. Wir sind hier auf der Erde, um die ganze Palette an Gefühlen zu erleben. Ein einfacher Selbstversuch zeigt, dass wir nicht die ganze Zeit beobachten wollen, wie wir etwas erleben. Versuche dich mal zu beobachten, wenn du deinen Partner küsst. Oder wenn du ein Schaumbad genießt. Das ist ganz merkwürdig. Ich persönlich möchte sowas einfach nur fühlen – ohne gleichzeitig neutraler Beobachter zu sein.
Im Umkehrschluss heißt das, dass ich mich nicht dafür fertig machen brauche, wenn ich mal wieder über irgendetwas wütend werde. Bzw. wenn ich in diesen Momenten nicht gesehen habe, dass es meine Gedanken waren, welche die Wut in meinem Körper entstehen lassen haben. Das ist normal. Das wird mir immer wieder passieren.
Ein anderer Vergleich, den ich sehr hilfreich finde: Nur weil ich verstehe wie Schwerkraft funktioniert, heißt das, dass ich ab dem Moment nichts mehr fallen lasse? Natürlich nicht, denn so etwas passiert. Nur weil ich etwas verstehe, heißt nicht, dass ich es kontrollieren kann. Aber Verständnis macht mein Leben um einiges einfacher.
Deswegen – einfach zurücklehnen und entspannen. Wir sind Menschen, wir dürfen Gefühle haben und uns auch darin „verlieren“. Zu irgendeinem Zeitpunkt merken wir es und wachen wieder auf.