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Gestern früh konnte ich eindrucksvoll beobachten wie sich in sekundenschnelle meine Gefühle mit meinen Gedanken verändert haben. Unsere Tochter hatte nachts leicht Fieber und so ein bisschen habe ich mir Sorgen gemacht. Bzw. während meiner Morgenmeditation kamen immer wieder sorgenvolle Gedanken. Und wenn ich diesen Gedanken folgte, fühlte ich mich ganz schlecht. Dann war ich wieder im Moment, alles neutral und dann kamen plötzlich Gedanken zu einer Fernsehserie, die wir den Abend zuvor geschaut hatten. Auf einmal war ich ganz fröhlich. Wieder im Moment. Wieder Gedanken über die kränkelnde Tocher. Schlechte Gefühle. Das ging fast die ganze Meditation so. Ich fand es sehr spannend :-) Es hat mir deutlich gemacht, wie Gefühle den Gedanken folgen.

Und was ich auch gemerkt habe, es waren "penetranten" Gedanken dabei. Also solche, bei denen es mir sehr schwer viel nicht zu folgen, im Moment zu bleiben oder zurückzukommen. Das waren auch die, bei denen ich mich am schlechtesten gefühlt habe. Wenn wir solche "besonderen" Gedanken habe, Gedanken, die immer wieder kommen und/oder immer wieder schlechte Gefühle erzeugen, dann ist das ein Hinweis, dass da mehr dahinter steckt. Für mich heißt das - bei der nächsten Supervision oder beim nächsten Co-Coaching mal schauen, was da gelöst werden möchte.

Vor zwei einhalb Wochen hat die ganze Familie ein heftige Erkältung erwischt. Oder sogar ein milde Form der Grippe. Da wir noch halbwegs funktionsfähig waren haben wir es uns gespart zum Arzt zu gehen und uns dort im Zweifel noch mehr Viren einzusammeln. Wir waren fast zwei Wochen krank. Die erste Woche war richtig heftig. Ich wollte den ganzen Tag nur schlafen. Zum Glück ist unsere Tochter sehr robust und war nach zwei Tagen wieder so fit, dass sie zur Tagesmutter konnte. (Die Tagesmutter hat sich zum Glück nicht angesteckt obwohl _alle_ Tageskinder krank waren.) In dieser ersten Krankheitswoche habe ich etwas interessantes beobachtet: Ich hatte so wenig Energie dass ich nicht in der Lage war gegen irgendetwas was geschehen ist Widerstand zu leisten. Die Energie wurde schlicht für anderes benötigt. Und obwohl es mir nicht gut ging lief alles völlig entspannt. Alles war "im flow". Und die Kleine war nicht wirklich gut drauf - sie war ja auch noch krank. Aber ich konnte das alles einfach so stehen lassen. Und habe mich kein bisschen aufgeregt oder geärgert. Das ging einfach nicht - keine Energie ;-) Und sobald es mir besser ging stellte ich fest, dass ich wieder genervt war von manchen Dingen. Nicht mehr ganz so entspannt. Als mir das aufgefallen ist, wurde mir auf einmal ein paar Dinge klar:

1. Widerstand kostet tatsächlich Energie: Sobald ich auch nur gegen eine winzige Kleinigkeit ankämpfe und es nicht einfach so sein lassen kann, brauche ich dafür Energie. Das heißt im Umkehr, wenn ich es schaffe das Leben komplett anzunehmen habe ich vermutlich unendlich Energie für all die Dinge, die ich tue.

2. Das Leben ist viel angenehmer, wenn ich mich dagegen wehre. Auch wenn Leia knatschig war - es hat mich nicht gestört. Ich habe es hingenommen und alles komplett akzeptiert. Das war so friedvoll! Kein Kampf, kein "aber" nichts. Wundervoll!

3. Ich kann es :-) Auch wenn ich noch Übung brauche um es jeden Tag umzusetzen, ich habe gemerkt, dass ich grundsätzlich dazu in der Lage bin das Leben mit allem was ist zu akzeptieren. Das finde ich sehr tröstlich zu wissen und es bestärkt mich, meinen Weg weiterzugehen.

...passiert das *für* mich? Das ist die Frage die wir uns stellen sollten. Die meisten Menschen fragen sich: "Warum passiert *mir* das?" Was ist der Unterschied? Nun - die zweite Variation bringt uns in eine Opferrolle. Ich armes Ding, was mir da nur wieder passiert. Mit der zweiten Fragen kommen wir aus der Passivität. Und das ermöglicht uns Einfluss zu nehmen. Das hört sich alles wieder einfach an. Und eigentlich ist es das auch. Das blöde ist nur - auch wenn wir *verstanden* haben, wie das gemeint ist (also wir können es irgendwie logisch erklären), heißt es nicht, dass wir es *begriffen* haben. Der Unterschied ist klein und fein. Bei mir hat es auch erst die Tage "klick" gemacht. Auf einmal habe ich begriffen, dass wirklich alles was mir bisher im Leben passiert ist dazu da war, mich etwas zu lehren. Mich weiterzubringen. Meinen Horizont zu erweitern. Mehr Mitgefühl zu entwickeln. Die Blickrichtung zu wechseln. Demütiger zu werden. Mehr an mich zu glauben. Die Liste ist endlos. Ich weiß nicht, was der Auslöser war, dass ich es endlich begriffen habe. Also nicht nur logisch vom Verstand, sondern wirklich mit dem Herzen. Und jetzt hilft mir diese Frage, mich von dem Geschehen zu distanzieren. Und dadurch offen zu werden für das was passiert und es annehmen zu können. Das klappt auch jetzt noch nicht immer, nicht sofort, und nicht perfekt. Doch es wird besser. Und mein Leben dadurch wieder etwas entspannter.

Heute möchte ich einen Link zu einem Tedx Talk von Robert Holden teilen. Es geht um Tee. Und um mehr. Das Video ist leider nur in Englisch ohne Untertitel verfügbar. Wessen Englisch aber gut genug ist, sollte es sich unbedingt anschauen!

In seiner Rede philosophiert Robert über das "mehr" in unserer Gesellschaft. Um das zu illustrieren nimmt er den Tee als Beispiel (er ist Brite). Früher war es ganz einfach. Wenn man Besuch bekam fragte man, ob derjenige eine Tasse Tee möchte und die Antwort war ja oder nein. Denn im Grunde gabe es nur zwei Sorten. Einen starken Tee für den Morgen. Und einen sanfteren für den Nachmittag. Es gab noch ein paar andere Sorten, aber die waren nicht so wichtig. Und dann fing es an, dass es Kräutertees gab. Und dann Kräuterteemischungen. Und dann Yogi-Tees. Und Tees zur Entspannung, zum Abnehmen, für die Knie, für gute Laune,... Und wenn man heutzutage jemanden fragt, ob er eine Tasse Tee möchte, dann heißt es "was hast du denn da?"

Das dumme an der Sache ist - obwohl wir jetzt zwischen so vielen Tees wählen können sind wir trotzdem nicht glücklich. Nicht glücklicher. Woran liegt das? Diese ganze Auswahl an Dingen - sei es jetzt Tee, Joghurt oder unsere Urlaubsorte hat uns zu Konsumenten gemacht. Wir sind aber viel mehr als Konsumenten. Wir sind spirituelle Wesen. Und wenn wir uns auf das zurückbesinnen, was wir wirklich sind, merken wir, dass wir gar nicht so viel Tee brauchen. Alles ist genau richtig so wie es ist. Das einzige, was es vielleicht mehr braucht ist: Mehr unseres wirklichen Selbst.

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